Mercedes SL
Aus zwei mach eins
29. Oktober 2021
Der SL ist eine Ikone bei Mercedes. Nächstes Jahr startet die lange erwartete nächste Generation. Sie verzichtet (noch) auf Elektrifizierung und setzt auf einen V8-Benziner. Und auch beim Verdeck rollt der SL traditionell daher.
Bei Mercedes scheinen sie keine Gegner zu haben. Immer wieder sind die eigenen Modelle die schärfsten Konkurrenten. Jüngstes Beispiel der AMG GT Roadster. Er hat dem SL regelrecht die Kunden geklaut. Das führte dazu, dass der neue SL jetzt nicht von Mercedes, sondern von der Sporttochter AMG entwickelt wurde. Dazu löst der SL nicht nur seinen Vorgänger ab, sondern auch gleich den AMG GT Roadster. So werden aus zwei wieder ein Modell.
Optisch orientiert er sich wohl deshalb stark am AMG-Kollegen mit Vertikalkühlergrill und Leuchten im CLS-Design. Dabei wird Daimler nicht müde zu unterstreichen, dass der Wagen mit dem AMG GT ebenso wenig gemein hat wie mit dem bisherigen SL, denn er basiert auf einer komplett neu entwickelten Fahrzeugarchitektur mit selbsttragender Alu-Struktur. Hatte der ein oder andere Kunde erwartet, dass der neue Mercedes SL mit seiner Länge von 4,71 Metern nur noch rein elektrisch kommen würde, gab es bereits vor mehr als zwei Jahren Entwarnung. Nach wie so setzt der SL auf Benziner-Power – ohne elektrifizierte Vierzylinder, aber auch ohne den bulligen V12 aus Maybach oder S-Klasse.
Immerhin: 2023 dürfte eine Plug-In-Variante die Palette ergänzen. Zum Marktstart rollt der Mercedes AMG SL zunächst in zwei V8-Versionen an den Start. Basismodell ist der bekannte Vierliter-V8-Doppelturbo als SL 55 mit 476 PS und 700 Newtonmetern maximalem Drehmoment, der den offenen Zweisitzer innert 3,9 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und eine Spitze von 295 km/h schafft. Die stärkere Version SL 63 leistet 585 PS und 800 Newtonmeter und erreicht maximal 315 km/h – und beide sollen im Schnitt 11,8 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen.
Serienmässig sind Hinterradlenkung, sechs Fahrprogramme, Allradantrieb und Neungangautomatik. Der kleine V8 kommt mit Stahlfederfahrwerk mit Alu-Stossdämpfern; im SL 63 wird eine hydraulische Wankstabilisierung verbaut, bei der aktive Hydraulikelemente die Karosseriebewegungen ausgleichen. Wahlweise gibts 19-, 20-, oder 21-Zoll-Pneus; die Fahrerassistenzsysteme sind auf dem Niveau von S- und E-Klasse.
Wenige Überraschungen bietet der knapp zwei Tonnen schwere SL im Innern. Obwohl als 2+2-Sitzer angeboten, dürften die Fondplätze wie beim Porsche 911 eher als Gepäckablage dienen. Es gibt bequeme klimatisierte Ledersitze, die sich vielfältig verstellen lassen, animierte Instrumente, Head-Up-Display und einen zentralen Multimediabildschirm, dessen Neigung sich elektrisch zwischen 12 und 32 Grad verstellen lässt – so blendets beim Offenfahren nicht, weil man ihn je nach Sonnenstand verstellen kann.
Vor allem aber kehrt der SL zurück zu seinen Wurzeln: Es gibt wieder ein elektrisches Stoffdach, dass sich in 15 Sekunden bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h öffnen und schliessen lässt. Und endlich wieder ein graziles Heck ermöglicht. Bloss bleiben so auch nur zwischen 213 und 240 Liter Laderaum. Los gehts mit dem neuen SL im März 2022. Die Schweizer Preise stehen aber noch nicht fest.