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Genesis kommt nach Zürich

Luxus auf Koreanisch

26. Mai 2021

Der Markt für Luxusautos erhält einen neuen Mitspieler. Hyundais Nobelableger Genesis wagt den Schritt nach Europa. Um sich von Audi, BMW und Mercedes abzuheben, bietet Genesis einen Service, in dessen Genuss die Kunden der deutschen Konkurrenz nicht kommen.

Hyundai wagt den nächsten Schritt. Nachdem sich die Südkoreaner in Europa in bürgerlichen Preisklassen längst etabliert haben, greifen sie mit Tochter Genesis jetzt die deutschen Nobelmarken Audi, BMW und Mercedes an. Dabei spielt die Schweiz eine Schlüsselrolle: Zürich wird noch dieses Jahr zu einem der ersten drei europäischen Standorte von Genesis.

Für den richtigen Look sorgt Chef-Designer Luc Donckerwolke. Der Belgier stylte einst Seat zur hübschesten Volkswagen-Tochter und feilte Lamborghini keilförmig zu. Ganz so radikal ging er bei Genesis nicht zur Sache: Doppellinien in Scheinwerfern und Heckleuchten werden längs über die ganze Karosserie mit Blechfalzen verbunden. Dazu XL-Frontgrill und ein eingezogenes Heck, bei dem man an Bentley denken muss – fertig ist der Luxuslook. Im Interieur geht es konservativ und gediegen zu, mal abgesehen vom extravaganten Lenkrad.

Zum Europastart kommen zwei Modelle: Die Limousine G80 im Format der Mercedes E-Klasse und der SUV GV80 à la BMW X5. Beiden gemeinsam sind die Antriebe: Vierzylinder-Benziner mit 249 oder 304 PS, ein V6-Benziner mit 380 PS und – erstaunlich – ein Turbodiesel mit 210 PS. Serienmässig gibt es Hinterradantrieb, Allrad ist optional. Die Fahrwerke werden für die Europa-Exemplare im Hyundai-Testcenter Rüsselsheim (D) auf den hiesigen Geschmack abgestimmt. Wenig revolutionär und auch nicht elektrifiziert. Aber Europa-CEO Dominique Boesch plant noch für dieses Jahr einen vollelektrischen G80 mit Allrad und 370 PS dank zweier E-Motoren. Innerhalb zwölf Monaten sollen zwei weitere Elektro-Modelle folgen.

Später werden dann die Mittelklasse-Modelle G70 (Limousine) und GV70 (SUV) gegen Audi A4/Q5, BMW 3er/X3 oder Mercedes C-Klasse/GLC positioniert. Und auch das Luxusklasse-Modell G90 dürfte früher oder später zu uns rollen. Wie ernst es Genesis meint, zeigt auch die Shooting-Brake-Version des G70, die ebenfalls für 2021/2022 angekündigt ist. Sie soll das nur in Europa, aber dort trotz SUV-Boom noch immer wichtige Kombi-Segment abdecken und entspricht in den Abmessungen der 4,69 Meter langen Limousine, bietet aber rund 40 Prozent mehr Ladevolumen und im Verhältnis 40:20:40 umklappbare Rücksitzlehnen.

Um sich von den europäischen Marken zu unterscheiden, setzt Europa-Chef Boesch auf eine typisch südkoreanische Strategie – kompletten Rundum-Service. Der Deutsche bringt Erfahrung als Leiter des Audi-Vertriebs in Frankreich, Südkorea, Japan und China mit: «Wir wollen eine frische Herangehensweise – und den direkten Kontakt zum Kunden.» Verkauft werden sollen Genesis-Modelle vor allem online. Das spart den langwierigen Aufbau eines Händlernetzes. Die Marke sollen Kunden in sogenannten Studios erleben, abgeschlossenen Schauräumen in bester Citylage. Pro Land muss ein Studio genügen: in Grossbritannien (London), Deutschland (München) und der Schweiz (Zürich).

Zusätzlich teilt Genesis jedem Kunden seinen individuellen Genesis-Assistenten zu, der sich um alles kümmert – vom Kauf des Autos über Service, Transfer des Autos zur Werkstatt, Pneuwechsel und den Verkauf von Zubehör und digitalen Services per Genesis-App. Bisher gibts nur zwei Marken mit diesem Ansatz – BMW-Spross Rolls-Royce und die Mercedes-Tochter Maybach.

Der Onlinevertrieb bedeutet aber auch: Fixe Preise für alle Modelle – also kein Geschacher um zusätzliche Winterpneus oder um Rabatte. Und die Preise sind zwar selbstbewusst, aber eine Kampfansage an die deutsche Konkurrenz. Die Limousine G80 startet bei 52'700 Franken, während es beim SUV GV80 ab 73'000 Franken losgeht. Damit ist Genesis bei den Limousinen mindestens 5000 Franken günstiger als Audi, BMW und Mercedes und bei den SUV um die 10'000 Franken.

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